Lehre uns, Herr, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. Psalm 90,12 

Seit der Diagnose ist unser Leben auf den Kopf gestellt. Unsere Sicht auf unser Leben hat sich komplett gewandelt. Hat man eine Lebenserwartung von vielen Jahren, kann man vieles auf später verschieben. Wird erwartet, dass man nur noch wenig Zeit hat, wird diese Restzeit umso wertvoller. Wir stellen fest, dass wir angesichts meines absehbaren Sterbens klüger werden.  

Das zeigt sich z.B. darin, dass wir uns nicht mehr über alles aufregen, nicht mehr unnötige Zeit mit überfälligen Entscheidungen vertun, endlich Dinge tun, die wir bisher immer verschoben haben. Das Leben ist jetzt zu kurz, um sich mit blödem Kram aufzuhalten.  

Dieses Klugwerden hat auch einen Nebeneffekt. Ich fange an, unsere Angelegenheit zu ordnen. Und das nicht erst, wenn ich nicht mehr kann, sondern jetzt schon, wo es mir noch recht gut geht. Ich selbst werde dadurch sortierter, aufgeräumter. Das Ausmisten hilft mir Stückchen für Stückchen Abschied zu nehmen, gerade so viel, wie ich verkraften kann. Und mir tut es gut, zu wissen, nicht ein Chaos für meine Familie zu hinterlassen. Für mich ist das Leid mit dem Tod überwunden, für meine Familie nicht.